VBS AG Mathematik-Naturwissenschaften - zum Selbstverständnis

Probleme des Unterrichts in Mathematik

Unabhängig vom Lernort blinder und sehbehinderter Schüler kristallisieren sich immer wieder besondere pädagogische Herausforderungen heraus, die entstehen, wenn der Lernprozess in hohem Maße die Entwicklung von mehrdimensionaler Orientierung und Strukturverständnis erfordert, die man eigentlich nur handelnd erwerben kann. Einer dieser Schwerpunkte ist die Mathematik. ­­
Gängiger Mathematikunterricht und die dazu gehörenden Lehrbücher sind in der Regel  stark visuell orientiert, kein Wunder, wenn man bedenkt, dass zur visuellen Erfassung Millionen von Sehzellen zur Verfügung stehen, während in einem tastenden Finger etwa ein Dutzend Tastzellen gleichzeitig ansprechen.
Um sprachliche Nachteile für Schüler mit Migrationshintergrund in der inklusiven Beschulung zu reduzieren, werden derzeit mehr und mehr Abbildungen eingesetzt, vor allem in der Grundstufe. Der Textanteil in Mathematikbüchern ist dort verschwindend gering, die taktile Umsetzung der Abbildungen oft aufwändig und in vielen Fällen auch nicht sinnvoll.
Die Lernprozesse gerade blinder Schüler in Mathematik unterliegen anderen Voraussetzungen als die sehender. Beispielsweise ist die von Dyskalkulieforschern so wichtig eingeschätzte simultane Mengenwahrnehmung als Voraussetzung für sicheres Rechnen für sie ohnehin nicht realisierbar, hier müssen andere Konzepte greifen, die die Entwicklung des Zahlbegriffes fördern. Die weitere mathematische Begriffsbildung wird für alle Kinder durch handelndes Lernen leichter und verlässlicher, für Kinder mit eingeschränktem oder fehlendem Sehen ist es essentiell und unverzichtbar, weil das „Nebenbei-Lernen“ im Alltag deutlich reduziert ist.
Grafisches Arbeiten als zentrales Element von Mathematikunterricht unterliegt bei Einschränkung oder Fehlen der visuellen Wahrnehmung einer Bedeutungsverschiebung und bedarf nicht nur besonderer Arbeitstechniken sondern auch bewusster, handlungsorientierter Begriffsbildung mit Alltagsbezug.
Die übliche zweidimensionale Darstellung mathematischer Ausdrücke in der Schwarzschrift ist für hochgradig Sehbehinderte und Blinde nur unter Verwendung von besonderen Notationen (traditionelle Mathematikschrift oder LaTeX) umsetzbar und bedeutet immer eine Linearisierung, die das Erkennen von Strukturen im Vergleich erheblich erschwert.
 

Derzeitige Situation

Gerade im Bereich der gemeinsamen Beschulung, aber auch in Förderschulen zeigt sich immer wieder, dass es einen hohen Bedarf an Erfahrungsaustausch und Fortbildung im Bereich Mathematikunterricht gibt. Die im Studium der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik vermittelten Kenntnisse sind in der Regel nur grundsätzlicher Art und reichen bei weitem nicht aus, um die Bedürfnisse des täglichen Unterrichts abzudecken. Eine Weiterentwicklung von Arbeitsmitteln und Unterrichtsideen, von Methodik und spezifischer Didaktik findet in Einzelfällen statt, erreicht aber bei weitem nicht den notwendigen Verbreitungsgrad, um den im Land verteilten Schülern flächendeckend zugutezukommen.
 

Der Ansatz der AG Mathematik

Die AG Mathematik versucht, in bundesweit ausgeschriebenen Tagungen an dieser Bedürfnislage anzusetzen.
Es gibt dabei zwei Schwerpunkte, einmal die Verbreitung und Vertiefung „handwerklicher“ Fähigkeiten für Pädagogen und unterstützende Dienste, andererseits die Entwicklung neuer Ansätze und Methoden für den Mathematikunterricht mit blinden und sehbehinderten Kindern. Unter „Handwerk“ sind dabei Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit spezifischen Unterrichtsmaterialien und technischen Hilfen gemeint (Zeichenplatte, Taschenrechner, PC) sowie eine Sensibilisierung für die besondere Wahrnehmungssituation. Ein Repertoire an geeigneten handlungsorientierten Vermittlungsstrategien, die alle Sinne mit einbeziehen, gehört ebenso dazu.
Genau dieses Repertoire bedarf aber auch noch weiteren Ausbaus, und gerade daran setzen offene Fortbildungen ein, in denen gemeinsam neue Wege beschritten werden sollen, z.B. die Verzahnung von Kunst und Mathematik, Sport und Mathematik oder auch Musik und Mathematik.
Darüber hinaus stehen die Leiterinnen der AG auch per Email für gezielte An- und Rückfragen zu speziellen Themen zur Verfügung.
 

Adressaten

Die AG Mathematik wendet sich grundsätzlich an alle Pädagogen oder Eltern, die in die Vermittlung von Mathematik bei blinden und sehbehinderten Schülern involviert sind, unabhängig von der Lernumgebung oder der Schulstufe bzw. Schulart.
 

Themen

Die AG Mathematik bietet einerseits auf ihren Fortbildungen ein Forum zum Austausch von Erfahrungen und zur Diskussion alternativer Ansätze, andererseits organisiert sie Weiterbildung. Angesichts der abnehmenden Zahl von Pädagogen, die Gelegenheit haben, mit größeren Anzahlen blinder Kinder praktische Alltagserfahrungen zu sammeln und des gleichzeitigen Generationswechsels an den Schulen kommt ihr auch die Rolle eines Bewahrers von sonderpädagogischem Knowhow zu, das nur durch die Weitergabe und den Austausch lebendig und situationsangepasst bleibt. Die AG lebt davon, dass ihre Mitglieder aktuelle Themen und Fragestellungen einbringen - nur wenn die Tagungen die Bedürfnisse der Mitglieder spiegeln, können sie erfolgreich durchgeführt werden.
Deshalb brauchen wir INPUT! Und freuen uns über Mitarbeiter!!
Derzeit angedacht sind Veranstaltungen zu:
 
  • Verpflichtender Einsatz von Grafikrechnern in der Oberstufe in manchen Bundesländern - ist inklusive Beschulung dann noch möglich? Wie?
  • Einsatz des PCs in Mathematik - wie kann man sich als Lehrer und Schüler das Arbeiten leichter machen? Wie korrigiert man blindengerecht? Wie kann man LaTeX anpassen? Welche Markierungstechniken helfen sehbehinderten Schülern, welche kann man bei Blinden gut einsetzen? Wie arbeitet man ökonomisch mit der Suchfunktion des Rechners?
  • Mathematik und Bewegung - Mathematik in Bewegung? (Kooperation mit der AG Sport)
  • Mathe und künstlerische Fächer wie Kunst oder Musik - kann man sich durch deren größere Handlungsorientierung Synergieeffekte verschaffen? 
     
Wir freuen uns über JEDE  Anregung!!

Leitung

Dagmar Finn-JahnAG Leitung
Dagmar Finn-Jahn
BZBS Hamburg
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Fax: 04621 807 405
E-Mail
Sabrina Betzstell. AG Leitung
Sabrina Betz
Nikolauspflege Stuttgart