XXVII. Jahrestagung der AG Musik

„Arrangieren und Improvisieren“

13. – 16.10.2015
Bayerische Musikakademie Hammelburg
Unsere Einladung richtet sich an Kolleginnen und Kollegen in Schule, Internat und in allen Fördereinrichtungen, die für ihre Arbeit mit blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen umsetzbare Anregungen und Materialien zu diesem Thema suchen. 
Als Hauptdozentin zu diesem Thema konnten wir Frau Claudia Schmidt gewinnen.

Claudia Schmidt hat Sonderpädagogik mit dem Fach Musik studiert und  arbeitet seit vielen Jahren als Musikschullehrerin an der Musikschule Bochum. Sie leitet seit 1998 die inklusive 35 köpfige Band „ just fun“, die bundesweit auf Festivals auftritt und bereits nach Berlin zum Bundespräsidenten eingeladen war. Sie hat weitreichende Erfahrungen  als Sängerin in unterschiedlichen Folk- und Jazzformationen und arrangiert das Repertoire für „just fun“ und weitere inklusive Bands wie „piano plus“ und das „Tanzorchester Paschulke“.

Von 2010-2014 arbeitete sie in der TU Dortmund im Rahmen des Modellversuchs „Dortmunder Modell: Musik“, der Breitenbildung, Talentförderung und Semiprofessionali-sierung von Musikerinnen und Musikern mit Behinderung zum Ziel hatte. Zudem ist Claudia Schmidt  im Leitungsteam des VdM-Lehrgangs „Instrumentalspiel für Menschen mit Behinderung an Musikschulen“ sowie Mitinitiatorin des Dortmunder inklusiven Soundfestivals DIS.

An der Tagung werden von unserer Hauptdozentin Frau Claudia Schmidt und von Kolleginnen und Kollegen aus der Sehbehindertenpädagogik Plenums- und Kleingruppenveranstaltungen angeboten, die auf die unterschiedlichen Arbeitsfelder der Teilnehmer und die vielfältigen Ansprüche unserer Einrichtungen abgestimmt sind. 
Die Aufmerksamkeit richtet sich deshalb auf Möglichkeiten der blinden- und sehbehinderten-gemäßen Vermittlung mit Blick auf verschiedene Altersstufen und Lerngruppen sowie auf die Arbeit mit Menschen mit mehrfachen Beeinträchtigungen.
Daraus ergibt sich die Differenzierung der Gruppenarbeit nach den Altersstufen in Gruppe A - Elementarbereich und 
Gruppe B - weiterführender Bereich
…für die Gruppe A 
„Max Krachmach – Lieder aus dem Rock-und Popbereich zum Mitspielen“
Dieser Workshop beschäftigt sich mit der Frage, wie Kinder mit unterschiedlichsten musikalischen Vorerfahrungen und Fähigkeiten gemeinsam musizieren können. Die Liedauswahl ist abgestimmt auf Kinder im Grund- und Vorschulalter. Schwerpunkte bilden die verschiedene Möglichkeiten zum Einsatz der Stimme, Songs aus Rock/Pop und Weltmusik zum Mitspielen, sowie elementare Liedbegleitung mit kurzen Improvisations-einheiten. Eigene Instrumente sind willkommen. 

…für die Gruppe B
„Rock und Popsongs – elementar arrangiert“
Dieser Workshop beschäftigt sich mit der Frage, wie Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichsten musikalischen Vorerfahrungen und Fähigkeiten zusammen in einem Klassenensemble oder in einer Band spielen können.  Rock- und Popsongs sowie Songs aus dem Bereich Weltmusik werden in diesem Workshop so arrangiert, dass es für jedes „Bandmitglied“, vom „Ein-Ton-Spieler“ bis zum fortgeschrittenen Musiker eine passende und interessante Spielmöglichkeit gibt. Neben einem auf die Bandmitglieder abgestimmten Arrangement, steht immer auch ein gutes Klangergebnis im Vordergrund. Der Einsatz von Hilfsmitteln wie beispielsweise der Klavierleiste und vereinfachten Gitarrengriffen unterstützt die inklusive Arbeit. Neben Arrangiermethoden werden in diesem Workshop auch verschiedene Möglichkeiten zum Einsatz der Stimme in einer Band vorgestellt. Ziel des Workshops ist es „Handwerkszeug“ für die Leitung heterogen zusammengesetzter Musikklassen und Bands zu erwerben und einen Einblick in die inklusive Bandarbeit zu erlangen. Eigene Instrumente sind willkommen.

Workshops

Workshops aus der Praxis
 
Sylke Spielbauer – Blindeninstitut Regensburg
„Musiktherapie mit blinden und mehrfach behinderten Kindern und Jugendlichen“Grundlagen der  musikbasierten Kommunikation, Selbsterfahrung mit Instrumenten der MT
Gemeinsames Ausprobieren –  in Kommunikation kommen
Anleitung von Improvisationen, die auch im Unterricht mit fitteren Kindern umgesetzt werden können
Entwickeln von musiktherapeutischen Interventionen im Rollenspiel 
Oliver Mielke – Schloss Schule  Ilvesheim
„Keine Angst vor Instrumentalimprovisation“  - Vermittelt werden Grundlagen der einfachen Improvisation auf Melodieinstrumenten, wenn möglich auf dem eigenen Instrument. Nach Wunsch können hierbei auch Augenbinden oder Simulationsbrillen zum Einsatz kommen.
 
„Musik mit UK-Medien und I-Pad im Mehrfachbehindertenbereich“ Möglichkeiten, Ideen und Grenzen der Teilhabe Mehrfachbehinderter am aktiven Musizieren im Unterricht.
 
Gundula Kraft – Carl-Strehl-Schule Marburg
„Die Feldenkrais – Methode“  Einführung und Erfahrung mit blinden und sehbehinderten Schülerinnen und Schülern. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können durch Selbsterfahrung Einblicke in die Methode gewinnen.
 
Christiane Walz – Schloss Schule Ilvesheim,
wird in dem Workshop „Vorgegebene Begleitpatterns erproben und anpassen“ mit den Teilnehmern die "kleinen Zeichen im Musikbuch links unter dem Lied", also vorgeschlagene rhythmische und melodische Begleitpatterns, erproben, verändern und ergänzen.
 
Oliver Zenz und Beate Hesse – Johann-Peter-Schäfer-Schule Friedberg
„Vorstellung und Musizieren mit dem Programm Band in a Box“ – „Band in a box“ ist eine kommerzielle Musizier- Software, mit der man schnell Playbacks erstellen kann. Die Software eignet sich gut zumKomponieren, Arrangieren und Improvisieren.

Tagungsprogramm

Dienstag, 13.10.2015
 
14:30         Kaffee  
     
15:00 – 15:45 Begrüßung „Ankommen – wir arrangieren uns“
Vorstellungsrunde und Organisatorisches
     
16:30 Sylke Spielbauer „Musiktherapie mit blinden und mehrfach behinderten Kindern und Jugendlichen“
  Gundula Kraft „Die Feldenkrais-Methode“
  A/B  Oliver Mielke Band
     
18:00         Abendessen  
     
19:00 Claudia Schmidt „Plenum“
 
 
Mittwoch, 14.10.2015
 
08:30 Frühstück  
     
09:15 Claudia Schmidt Warm up im Plenum
     
09:45 – 11:45 A  Claudia Schmidt „Max Krachmach –Lieder aus dem Rock- und Popbereich zum Mitspielen“ „Max Krachmach –Lieder aus dem Rock- und Popbereich zum Mitspielen“
  B  Oliver Zenz / Beate Hesse   „Band in a Box“
  B  Gundula Kraft „Feldenkrais“ - Fortsetzung
     
12:00 Mittagessen    
     
14:30         Kaffee  
     
15:00 B  Claudia Schmidt „Rock –und Popsongs – elementar arrangiert“
  A  Oliver Mielke „Musik mit UK- Medien und I-Pad im Mehrfachbehindertenbereich“
16.30         A  Christiane Walz „Vorgegebene Begleitpatterns erproben und anpassen“
     
18:00         Abendessen  
     
19:30 Kurze Info zum VBS Kongress 2016 in Graz. Im Anschluss für Interessierte inhaltliche Planung der Musik AG-Präsentation am Kongress
     
  Angebot für Tanzbegeisterte Line-dance mit Nora Nienke
 
 
Donnerstag, 15.10.2015
 
08:30 Frühstück  
     
09:15 A  Claudia Schmidt „Max Krachmach“ – Fortsetzung
  B  Oliver Mielke „Keine Angst vor Instrumentalimprovisation“
     
12:00         Mittagessen  
     
14:30 Kaffee  
     
15:00 A  Sylke Spielbauer „Musiktherapie“ – Fortsetzung
  B  Claudia Schmidt „Rock-und Popsongs“ - Fortsetzung
     
17:15 Claudia Schmidt Plenum
     
18:00 Abendessen  
     
19:30 „We Proudly Present“ – Präsentationen aus den Workshops
 
 
Freitag, 16.10.2015
 
08:30 Frühstück  
     
09:45   „Warm ups“  für Große und Kleine
     
    Vorstellung eigener  Projekte und Austausch;
Offene Musikstunde
11:30 Resümee und Ausblick
Tagung 2016
   
12:00 Mittagessen und Abreise
 

Nachlese


Die 27.Tagung der AG Musik im VBS fand vom 13. bis 16.Oktober 2015 in der Bayerischen Musikakademie in Hammelburg statt. 
Die 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Als sehr interessant gestaltete sich gleich zu Beginn die Vorstellungsrunde, die neben der persönlichen Vorstellung unter dem Motto stand: "Wie wird die Inklusion in den verschiedenen Ländern und Einrichtungen umgesetzt und welche Erfahrungen gibt es bisher?"

Dieser Austausch begleitete die gesamte Tagung und richtete besonders den Fokus auf die Möglichkeiten und auch Schwierigkeiten des inklusiven Musikunterrichts mit blinden Schülerinnen und Schülern.

Zum Thema „Arrangieren und Improvisieren“ konnte die hochkompetente Musikpädagogin Claudia Schmidt gewonnen werden. Frau Schmidt leitet an der Musikakademie Remscheid den Lehrgang "Instrumentalspiel für Menschen mit Behinderung an Musikschulen" und  hat das mehrjährige Projekt "Bochumer Modell" der Universität Dortmund  mit konzipiert und durchgeführt. Seit 1988 leitet sie die 35-köpfige inklusive Band "Just fun", die bundesweit auf Festivals auftritt.

Ziel der Workshops von Frau Schmidt war es, einen Einblick in die inklusive Bandarbeit zu geben und „Handwerkszeug“ für  die Leitung heterogen zusammengesetzter Musikklassen und Bands zu  vermitteln.

Unter dem Motto „Jeder findet seinen Platz“ erarbeitete Frau Schmidt mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch das  Zusammensetzen von sehr einfachen, leicht spielbaren und auch anspruchsvolleren Bausteinen aufführungsreife Arrangements bekannter Songs  - von Oldies bis hin zu aktuellen Hits aus den Charts. Zum Einsatz kamen hier einfachste elementare Instrumente sowie auch E-Gitarre, E- Bass, Klavier und weitere klassische Instrumente.

„Max Krachmach – Lieder aus dem Rock-und Popbereich zum Mitspielen“ war der Titel des Workshops für Kolleginnen und Kollegen aus dem Grundstufenbereich. Dieser Workshop beschäftigte sich mit der Frage, wie Kinder mit unterschiedlichsten musikalischen Vorerfahrungen und Fähigkeiten gemeinsam musizieren können. Die Liedauswahl war dazu altersentsprechend abgestimmt. Weltmusik zum Mitspielen, verschiedene Möglichkeiten des Stimmeinsatzes bei Songs aus Rock- und Popmusik sowie elementare Liedbegleitung mit kurzen Improvisationseinheiten bildeten die Schwerpunkte.

Eine andere Workshopreihe von Claudia Schmidt war inhaltlich auf ältere Schüler und Erwachsene ausgerichtet. Unter dem Titel  „Rock und Popsongs – elementar arrangiert“ beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der Frage, wie extrem heterogene Gruppen von Musizierenden zusammen in einem Klassenensemble oder in einer Band spielen können. Auch hierbei wurden die Rock- und Popsongs sowie Songs aus dem Bereich Weltmusik so arrangiert, dass sich für jedes Bandmitglied -  vom „Ein-Ton-Spieler“ bis zum fortgeschrittenen Profimusiker - eine passende und interessante Spielmöglichkeit eröffnet. Neben Arrangiermethoden wurden auch in diesem Workshop  verschiedene Möglichkeiten zum Einsatz der Stimme in einer Band vorgestellt. Immer stand auch ein gutes Klangergebnis im Vordergrund. 
Dieser besondere Ansatz bietet die Möglichkeit Kinder, Jugendliche und Erwachsene sehr individuell musikalisch zu fördern. Der Einsatz von Hilfsmitteln wie eine Klavierleiste, abgeklebte Blockflötenlöcher und vereinfachte Gitarrengriffe unterstützt hier die inklusive Arbeit. 
Weitere breit gefächerte Angebote gab es von Kolleginnen und Kollegen aus der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik, abgestimmtauf die verschiedenen Arbeitsfelder.
 
Sylke Spielbauer, Musiktherapeutin am Blindeninstitut Regensburg, stellte in einem Workshop Instrumente vor, die für die musiktherapeutische Arbeit gut geeignet sind. In zwei angeleiteten Improvisationen bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Einblick in die Kommunikationsmöglichkeiten durch Musik und konnten im aktiven Tun eigene Erfahrungen sammeln. Hierbei  war es von Bedeutung, die wichtigsten Parameter einer gelungenen musikalischen Kommunikation kennenzulernen.

Im anschließenden Workshop lagen die Schwerpunkte auf der musiktherapeutischen  Intervention und  der Selbsterfahrung. Hierauf  konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr gut einlassen. Dabei wurde deutlich, dass das Einbauen von Pausen bei jeder musiktherapeutischen Intervention eine wichtige Bedeutung hat. Sylke Spielbauer wies darauf hin, dass Pausen dem Kind  die Möglichkeit bieten, durch entsprechende Impulse  den Kontakt von sich aus weiterzuführen oder auch abzubrechen. Die Gefahr der Über- oder Unterstimulation gilt es zu erkennen. Manchmal ist allein das Vertonen der erspürten Stimmung des Kindes schon ein Beginn von Kommunikation.

Anhand von Videos aus der Praxis gab Sylke Spielbauer einen interessanten Einblick in ihre musiktherapeutische Arbeit. 

Gundula Kraft, Marburg, berichtete aus ihrer Feldenkrais-Arbeit mit sehbehinderten und blinden Schülern. Sie erläuterte, dass die Kombination einer solchen ressourcenorientierten, nüchtern und zugleich wohlwollend ausgerichteten Selbsterfahrung nicht nur Körperhaltung und Beweglichkeit zu verbessern hilft, sondern auch die Bildung eines bejahenden und realistischen Selbstkonzepts unterstützt.

Bei ihren Workshopeinheiten stand die Selbsterfahrung im Vordergrund. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden dazu eingeladen, ihr Bewegungsverhalten und Empfindungsvermögen aufeinander zu beziehen, durch Ausprobieren individuelle Lösungen zu finden und das innere Vorstellungsvermögen weiterzuentwickeln.

Die angeleiteten Bewegungen waren leicht und erforderten keinerlei körperliche Fitness. Viele Teilnehmer konnten eine positive Auswirkung auf ihre Atmung und den gesamten Muskeltonus wahrnehmen. Nach diesen kleinen  Bewegungsexperimenten war ein angenehmeres Liegen auf dem Boden und mehr Leichtigkeit beim Sitzen bis hin zu mehr Aufrichtung beim Stehen und Gehen erlebbar. Nicht nur beim Musizieren, bei dem ein effektiv gestalteter Körpereinsatz sehr wichtig ist, kann man von der neu entdeckten oder wiedererlangten Stabilität und Lockerheit profitieren, sondern auch in ganz normalen Alltagshandlungen. Die Hirnforschung empfiehlt die Feldenkrais-Methode für die Stressbewältigung, während Künstler und Tänzer eher die Förderung der Kreativität betonen. Körperlich stark eingeschränkte Menschen stellen meistens zunächst ganz elementare Ziele (sich auf den  Boden legen und wieder aufstehen können,  sich zum Schuhe anziehen nach vorne beugen können, Arm nach oben beim Duschen, usw) in den Vordergrund. 

Unter der Leitung von Beate Hesse und Oliver Zenz, Friedberg, konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Workshop über die Arbeitsweise und die Vorzüge der Software „Band in a Box“ informieren. „Band in a Box“ ist ein hochwertiges und einfach zu bedienendes Softwaretool und eignet sich hervorragend zum schnellen Herstellen von Musik der unterschiedlichsten Richtungen auf  PC und Mac. Auf bis zu 3500 Styles (Musikbausteine, die alle Instrumente einer entsprechenden Musikrichtung im begleitenden Sinne enthalten) kann der Musiker bzw. Musiklehrer oder Schüler in einem Ablaufplan durch einfaches Eingeben des gewünschten Tempos und der gewünschten Harmonien im Handumdrehen ein komplexes Musikstück erstellen. Klar zu erkennen war, dass mit dieser Software sehr schnell ein professionelles Playback erzeugt werden kann und sie sicherlich eine Bereicherung für den Musikunterricht ist.

Die Barrierefreiheit wird, laut Hersteller, mehr und mehr in die Programmoberfläche integriert. Aktuell ist die grundsätzliche Bedienung mit Screenreader (getestet wurde JFW), prinzipiell möglich. 
 
Christiane Walz, Ilvesheim, nahm in ihrem Workshop die vorgeschlagenen rhythmischen und melodischen Begleitungsangebote aus verschiedenen Liederbüchern unter die Lupe. In einer kleinen Videopräsentation stellte sie didaktisch gut aufbereitete und für den Schulalltag sehr hilfreiche Online-Angebote zu diesem Thema vor. Mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurden in Hinblick auf individuelle Schülerfähigkeiten und -Bedürfnisse weitere  Vereinfachungs- und Gestaltungsmöglichkeiten erarbeitet.
 
Patrick Temmesfeld, Schulleiter des Bildungszentrums für Blinde und Sehbehinderte (BBS) Nürnberg, stattete am Mittwochabend der AG Musik einen Besuch ab und stellte die inhaltliche Arbeit der Berufsfachschule für Musik vor. Das BBS Nürnberg ist im deutschsprachigen Raum die einzige staatlich anerkannte und inklusive Berufsfachschule, in der blinde und sehbehinderte gemeinsam mit sehenden Schülerinnen und Schülern die Musik zum Beruf machen und einen staatlich anerkannten Abschluss erreichen können.
 
Oliver Mielke, Ilvesheim, zeigte in seinem Workshop „Musik mit UK-Medien und iPad" verschiedene Möglichkeiten auf, wie sich mehrfach beeinträchtigte blinde Kinder durch den Einsatz von Big Step bySteps aktiv am musikalischen Geschehen beteiligen können. Die Schülerinnen und Schüler bringen zuvor aufgenommene Klänge, Geräusche oder auch Liedabschnitte durch Tastendruck zum Klingen. Zwar ist hier beim Musizieren immer wieder ein "Out of Time" (außerhalb des Metrums) erforderlich, aber dieser Weg bedeutet dennoch Gewinn. Sowohl das Kreieren wie auch das Abspielen der Sounds beinhaltet einen hohen Spaßfaktor und motiviert alle Beteiligten zum aktiven Mitmachen. In diesem Kontext lernen die Schülerinnen und Schüler die Medien der unterstützten Kommunikation sachgerecht zu bedienen.

Oliver Mielke stellte außerdem verschiedene Apps für das iPad vor, mit denen gleiche Erfolge bei höherer Klangqualität erzielt werden können. Hierbei demonstrierte er, dass das iPad als Unterrichtsmedium einen großen Vorteil bietet, weil es über den Kopfhörerausgang an beliebige Verstärkermöglichkeiten angeschlossen werden kann. Auf diese Weise lassen sich anspruchsvollere Soundwiedergaben realisieren. Auch hörgeschädigte Kinder können hier sehr effektiv mit einbezogen werden.  

In einem weiteren Workshop mit dem Titel "Keine Angst vor Improvisation" stellte Oliver Mielke seinen Ansatz in diesem Bereich vor. Auf der Grundlage gängiger Harmoniefolgen im Popmusik-Bereich konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Schritt für Schritt Möglichkeiten der Melodieimprovisation spielerisch ausprobieren. Der Grundton einer Skala bildete hier zunächst die Basis für weitere "Ausflüge" in Richtung Terz und Quarte, bis hin zur Erarbeitung der Moll-Pentatonik. Aus der Moll-Pentatonik wiederum wurden die Natürliche Moll-Tonleiter und die Blues-Tonleiter spielerisch untersucht. 

Traditionell bildete am Donnerstagabend eine gelungene Improvisations-Performance den Abschluss aller Workshops.
Am Freitagvormittag wurden in einer Plenumsveranstaltung neue Lieder für die Weihnachtszeit arrangiert und gesungen sowie hilfreiche musikalische Onlineangebote vorgestellt. Per Video gab es weitere inspirierende Einblicke in die Arbeit verschiedener Einrichtungen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sehr aktiv an allen Tagungsangeboten teilgenommen und konnten für ihre musikalische Arbeit neue Impulse und eine Fülle von interessanten Materialien mitnehmen. Auf vielfachen Wunsch ist geplant, Frau Schmidt für eine weitere Tagung als Dozentin  einzuladen.

Impressionen