Position
Musik durchdringt in unserer modernen Welt alle Lebensbereiche, ist stets präsent und spricht alle Menschen an. Die Anziehungskraft und Faszination, die von Musik und Tanz ausgehen, sind unabhängig von Lebensalter, Intelligenz und Kulturkreis oder auch von Wahrnehmung. Musik vermittelt Lebensfreude, kann das Selbstvertrauen stärken und Erfolgserlebnisse verschaffen. Musik kann als universale Sprache betrachtet werden und gilt als eines der besten und vor allem weit verbreiteten Kommunikationsmittel.
Die Musikerziehung von Kindern und Jugendlichen mit Förderschwerpunkt Sehen ist ein wichtiger Bestandteil des Aufgabenfeldes von Frühförderung, Schule und Fördereinrichtungen. Die Musik als Teil der akustischen Welt ist der kulturell-ästhetische Bereich, der Menschen mit Beeinträchtigung des Sehens uneingeschränkt zugänglich ist. Musik gilt hier als ein wichtiger Bestandteil der Bildung und spielt in einer Vielfalt, ob aktiv oder passiv, auch nach der Schulzeit eine wichtige Rolle.
Der Musikunterricht bildet einen Schwerpunkt der ästhetischen Erziehung. Aktives Musizieren fördert die körperliche, geistige und seelische Entwicklung und kann daher als ganzheitliche Förderung betrachtet werden.
Kinder mit Sehbeeinträchtigungen neigen oft zur Passivität, da ihnen visuelle Reize und Herausforderungen zur Bewegungsmotivation fehlen oder diese nur eingeschränkt wahrgenommen werden. Musik motiviert durch ihren hohen Aufforderungscharakter zur Bewegung. Im gezielten Musik-, Rhythmus- und Tanzunterricht bietet sich die Chance Eigenaktivität anzuregen, das oftmals kleine Bewegungs- und Ausdrucksrepertoire zu erweitern und zu differenzieren und Körperwahrnehmung, Raumorientierung und Bewegungskoordinationen zu fördern.
Die große Heterogenität der Schulklassen und die inklusive Beschulung fordern stetig Differenzierungsmöglichkeiten, die gerade die Musik aufgrund ihrer Vielfältigkeit bieten kann. So können sich Schüler und Schülerinnen mit unterschiedlichsten Begabungen, Interessen und Entwicklungsniveaus beim Singen und Musizieren zu gleichen Aufgaben engagieren, auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und am erfolgreichen Gelingen teilhaben.
Deshalb ist es wichtig, dass Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung des Sehens und evtl. weiteren Beeinträchtigungen ein breit gefächertes Spektrum der musischen Förderung, auch durch das Erkennen individueller Ressourcen, ermöglicht wird.
Das kann in der Frühförderdung, während der gesamten Schulzeit im allgemeinen Musikunterricht und durch spezielle Angebote im Freizeitbereich realisiert werden.
Wichtige Inhalte und didaktische Überlegungen
Unverzichtbar ist die Vermittlung der Grundkenntnisse der Braillenotenschrift für blinde Schülerinnen und Schüler, die in der Lage sind, diese zu lernen. Diese Notenschrift gilt von jeher als Schlüssel für Teilhabe und Inklusion blinder Menschen ins kulturelle Leben. Dafür sollte, insbesondere auch im inklusiven Unterricht, Fachpersonal zur Verfügung stehen. Leider gibt es bisher gerade für diesen Bereich wenige Beispiele einer gelungenen Umsetzung. Spezifische Fortbildungen, neue Kooperationen und Materialaustausch mit Kolleginnen und Kollegen, die Musik an Regelschulen unterrichten, werden künftig ein wichtiger Bestandteil sein.
Ein wichtiger Aspekt in der heutigen Zeit ist die Digitaltechnik im Musikunterricht.
Die modernen Medien bieten sich als unterstützendes Arbeits- und Kommunikationsmittel hervorragend an und bekommen im Musikunterricht, insbesondere auch in der musikalischen Arbeit mit komplex beeinträchtigten Schülerinnen und Schülern, eine wachsende Bedeutung. Musik mit UK-Medien und dem iPad bieten in diesem Bereich vielfältige Möglichkeiten einer aktiven Teilhabe am musikalischen Geschehen.
Im Regelbereich bietet der Musikunterricht mit diesen Medien einen Einblick in die moderne Welt der Komposition und Produktion. Gerade die „digitale Perfektion“ erfordert es, sehr genau zu vermitteln, wie Musik eigentlich funktioniert und wirft nicht alte Werte über Bord zugunsten einer „Medienmanie“, sondern bietet Chancen:
Das Unterrichtsfach Musik bekommt auch deshalb eine besondere Bedeutung, da für Menschen mit Beeinträchtigung des Sehens, neben den vielen anderen positiven Auswirkungen, gesellschaftliche Teilhabe und eine eventuelle berufliche Orientierung gut barrierefrei zu gestalten sind. Gerade im musischen Bereich finden sich vielfältige Chancen im Sinne einer inklusiven Umsetzung und daher einer Teilhabe in allen Lebensphasen.
Darum sollten Musik, die musikalische Förderung und die didaktischen Überlegungen für Schüler und Schülerinnen mit Förderschwerpunkt Sehen unabhängig vom Unterrichtsort einen entsprechend hohen Stellenwert haben und die nötige Wertschätzung erhalten.
Im Lehrplan für das Fach Musik sind nur ein bis zwei Unterrichtsstunden Musik pro Woche vorgesehen. Wünschenswert wäre die Erhöhung dieser Stundenzahl. Doch musikalische Förderung kann – wie oben beschrieben – auch in vielen anderen Unterrichtsbereichen und vor allem im Freizeitbereich geschehen.
Wir erleben sehr positiv, dass wir mit den Fortbildungsangeboten der AG Musik und im fachkundigen Austausch Kolleginnen und Kollegen aus allen Lebensbereichen der Menschen mit Sehbeeinträchtigung und z.T. weiteren Beeinträchtigungen ansprechen und motivieren können. Daran gilt es weiterzuarbeiten.
Musiktherapie
Die Musiktherapie findet ihre therapeutischen Kontakte stärker über das Sinnesorgan Ohr. Das Ohr hat gegenüber dem Auge hervorragende Eigenschaften, es nimmt psychische und physikalische Schwingungen genauer wahr und wir finden über den Gehörsinn leichter Zugang zu unseren Gefühlen, als über den Augensinn. Das Ohr wird als das „Tor zur Seele“ bezeichnet.
In der Musik liegt die Fähigkeit zum Symbolisieren und Spiegeln. Die musikalischen Elemente wie Klangfarbe, Lautstärke, Tonhöhe, Rhythmus und Dynamik zeigen eine engere Verbindung zu dem, was emotional ausgedrückt werden soll, als gesprochene Worte. Musik mit ihrem symbolischen und nonverbalen Charakter ermöglicht gerade dort Kommunikation, wo diese verbal und visuell nicht möglich ist. Auf musikalischer Ebene ist es möglich Kontakt aufzunehmen, zu kommunizieren, Intensionen wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Dem Kind (Jugendlichen und Erwachsenen) mit Beeinträchtigung des Sehens bietet gerade diese Therapieform einen akustischen Real-Raum, der einerseits Schutz und Abgrenzung von der fordernden Außenwelt bietet, aber auch Raum für Entfaltung der Kreativität und für den Ausdruck spontaner Gefühle und Phantasien bereitet. In diesem geschützten Spielraum stehen weder Leistungserwartung noch Bewertung im Vordergrund.
Durch die Musiktherapie eröffnen sich neue Blickwinkel auf die Potentiale, die oft verborgen sind. In der Aktion mit Musik können Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen neue Möglichkeiten entdecken und im lustvollen Spiel ihre kreativen und schöpferischen Quellen aufspüren. Hier wird nicht die Beeinträchtigung zum Thema, sondern das Gesunde, Kreative, das spielerische und musikalische Potential. Gerade da, wo freies, intentionales Handeln erschwert ist, kann Musik den Kindern und Jugendlichen neue Erfahrungs- und Erlebniszugänge verschaffen und dadurch neue Entwicklungsschritte anbahnen und bereits begonnene verstärken.
Beate Hesse für die AG Musik
Die Musikerziehung von Kindern und Jugendlichen mit Förderschwerpunkt Sehen ist ein wichtiger Bestandteil des Aufgabenfeldes von Frühförderung, Schule und Fördereinrichtungen. Die Musik als Teil der akustischen Welt ist der kulturell-ästhetische Bereich, der Menschen mit Beeinträchtigung des Sehens uneingeschränkt zugänglich ist. Musik gilt hier als ein wichtiger Bestandteil der Bildung und spielt in einer Vielfalt, ob aktiv oder passiv, auch nach der Schulzeit eine wichtige Rolle.
Der Musikunterricht bildet einen Schwerpunkt der ästhetischen Erziehung. Aktives Musizieren fördert die körperliche, geistige und seelische Entwicklung und kann daher als ganzheitliche Förderung betrachtet werden.
Kinder mit Sehbeeinträchtigungen neigen oft zur Passivität, da ihnen visuelle Reize und Herausforderungen zur Bewegungsmotivation fehlen oder diese nur eingeschränkt wahrgenommen werden. Musik motiviert durch ihren hohen Aufforderungscharakter zur Bewegung. Im gezielten Musik-, Rhythmus- und Tanzunterricht bietet sich die Chance Eigenaktivität anzuregen, das oftmals kleine Bewegungs- und Ausdrucksrepertoire zu erweitern und zu differenzieren und Körperwahrnehmung, Raumorientierung und Bewegungskoordinationen zu fördern.
Die große Heterogenität der Schulklassen und die inklusive Beschulung fordern stetig Differenzierungsmöglichkeiten, die gerade die Musik aufgrund ihrer Vielfältigkeit bieten kann. So können sich Schüler und Schülerinnen mit unterschiedlichsten Begabungen, Interessen und Entwicklungsniveaus beim Singen und Musizieren zu gleichen Aufgaben engagieren, auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten und am erfolgreichen Gelingen teilhaben.
Deshalb ist es wichtig, dass Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung des Sehens und evtl. weiteren Beeinträchtigungen ein breit gefächertes Spektrum der musischen Förderung, auch durch das Erkennen individueller Ressourcen, ermöglicht wird.
Das kann in der Frühförderdung, während der gesamten Schulzeit im allgemeinen Musikunterricht und durch spezielle Angebote im Freizeitbereich realisiert werden.
Wichtige Inhalte und didaktische Überlegungen
- Auditive Wahrnehmungsförderung auch als fächerübergreifendes Prinzip
- Förderung der Körperwahrnehmung durch Bewegung und Tanz
- Singen und aktives Musizieren als zentrale Tätigkeit im Musikunterricht auch unter dem Aspekt der sozialen Bedeutung
- Gezieltes Musikhören zur Förderung der Konzentration und der Entspannung, sowie der Raumorientierung und der Bewegungskoordination
- Vermittlung musikalischer Grundlagen, Notenschrift und Instrumentenkunde.
- Die Vertiefung der Notenschrift kann in der Folge im Einzel- bzw. Instrumentalunterricht stattfinden.
- Musikalische Förderung von komplex beeinträchtigen Kindern und Jugendlichen und entsprechende therapeutische Angebote
- Förderung von individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten in Bezug auf mögliche Berufsgestaltung bzw. Freizeitaktivitäten zur sozialen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, wie Chor, Band und Instrumentalgruppen.
- Arbeitsgemeinschaften wie Trommelkurs, Chor und Bandspiel und Hilfestellung, den geeigneten Instrumentalunterricht zu finden.
- Vermittlung von Musikkultur und die Teilhabe an ihr z.B. an Live-Konzerten, Konzertproben, Opern etc.
- Organisation von Auftritten - öffentliches Musizieren und Auftritte von Schülerensembles als Grundlage einer aktiven und fachbezogenen Öffentlichkeitsarbeit
- Interdisziplinäre Arbeit mit Fachkollegen, Erziehern und Erzieherinnen der Internatsbereiche und Wohnheime, Kollegen der Regelschulen und Musikschulen und Vereinen
Unverzichtbar ist die Vermittlung der Grundkenntnisse der Braillenotenschrift für blinde Schülerinnen und Schüler, die in der Lage sind, diese zu lernen. Diese Notenschrift gilt von jeher als Schlüssel für Teilhabe und Inklusion blinder Menschen ins kulturelle Leben. Dafür sollte, insbesondere auch im inklusiven Unterricht, Fachpersonal zur Verfügung stehen. Leider gibt es bisher gerade für diesen Bereich wenige Beispiele einer gelungenen Umsetzung. Spezifische Fortbildungen, neue Kooperationen und Materialaustausch mit Kolleginnen und Kollegen, die Musik an Regelschulen unterrichten, werden künftig ein wichtiger Bestandteil sein.
Ein wichtiger Aspekt in der heutigen Zeit ist die Digitaltechnik im Musikunterricht.
Die modernen Medien bieten sich als unterstützendes Arbeits- und Kommunikationsmittel hervorragend an und bekommen im Musikunterricht, insbesondere auch in der musikalischen Arbeit mit komplex beeinträchtigten Schülerinnen und Schülern, eine wachsende Bedeutung. Musik mit UK-Medien und dem iPad bieten in diesem Bereich vielfältige Möglichkeiten einer aktiven Teilhabe am musikalischen Geschehen.
Im Regelbereich bietet der Musikunterricht mit diesen Medien einen Einblick in die moderne Welt der Komposition und Produktion. Gerade die „digitale Perfektion“ erfordert es, sehr genau zu vermitteln, wie Musik eigentlich funktioniert und wirft nicht alte Werte über Bord zugunsten einer „Medienmanie“, sondern bietet Chancen:
- In Schülern wird das Interesse geweckt, die Theorie der Musik zu erlernen und zu verstehen, um sich mit Hilfe digitaler Möglichkeiten selbst zu verwirklichen
- Förderung der Kreativität durch die vielfältigen Umsetzungsmöglichkeiten
- Fächerübergreifender Aspekt: PC-Kenntnisse zur Informationsbeschaffung und Bearbeitung sind eine notwendige Voraussetzung. Das musikalische Interesse erfordert ein Training im Umgang mit dem PC und den entsprechenden Hilfsmitteln und Programmen
- Austausch und Zusammenarbeit mit sehenden Schülern bzw. Musikern in gemeinsamen Projekten
Das Unterrichtsfach Musik bekommt auch deshalb eine besondere Bedeutung, da für Menschen mit Beeinträchtigung des Sehens, neben den vielen anderen positiven Auswirkungen, gesellschaftliche Teilhabe und eine eventuelle berufliche Orientierung gut barrierefrei zu gestalten sind. Gerade im musischen Bereich finden sich vielfältige Chancen im Sinne einer inklusiven Umsetzung und daher einer Teilhabe in allen Lebensphasen.
Darum sollten Musik, die musikalische Förderung und die didaktischen Überlegungen für Schüler und Schülerinnen mit Förderschwerpunkt Sehen unabhängig vom Unterrichtsort einen entsprechend hohen Stellenwert haben und die nötige Wertschätzung erhalten.
Im Lehrplan für das Fach Musik sind nur ein bis zwei Unterrichtsstunden Musik pro Woche vorgesehen. Wünschenswert wäre die Erhöhung dieser Stundenzahl. Doch musikalische Förderung kann – wie oben beschrieben – auch in vielen anderen Unterrichtsbereichen und vor allem im Freizeitbereich geschehen.
Wir erleben sehr positiv, dass wir mit den Fortbildungsangeboten der AG Musik und im fachkundigen Austausch Kolleginnen und Kollegen aus allen Lebensbereichen der Menschen mit Sehbeeinträchtigung und z.T. weiteren Beeinträchtigungen ansprechen und motivieren können. Daran gilt es weiterzuarbeiten.
Musiktherapie
Die Musiktherapie findet ihre therapeutischen Kontakte stärker über das Sinnesorgan Ohr. Das Ohr hat gegenüber dem Auge hervorragende Eigenschaften, es nimmt psychische und physikalische Schwingungen genauer wahr und wir finden über den Gehörsinn leichter Zugang zu unseren Gefühlen, als über den Augensinn. Das Ohr wird als das „Tor zur Seele“ bezeichnet.
In der Musik liegt die Fähigkeit zum Symbolisieren und Spiegeln. Die musikalischen Elemente wie Klangfarbe, Lautstärke, Tonhöhe, Rhythmus und Dynamik zeigen eine engere Verbindung zu dem, was emotional ausgedrückt werden soll, als gesprochene Worte. Musik mit ihrem symbolischen und nonverbalen Charakter ermöglicht gerade dort Kommunikation, wo diese verbal und visuell nicht möglich ist. Auf musikalischer Ebene ist es möglich Kontakt aufzunehmen, zu kommunizieren, Intensionen wahrzunehmen und darauf zu reagieren.
Dem Kind (Jugendlichen und Erwachsenen) mit Beeinträchtigung des Sehens bietet gerade diese Therapieform einen akustischen Real-Raum, der einerseits Schutz und Abgrenzung von der fordernden Außenwelt bietet, aber auch Raum für Entfaltung der Kreativität und für den Ausdruck spontaner Gefühle und Phantasien bereitet. In diesem geschützten Spielraum stehen weder Leistungserwartung noch Bewertung im Vordergrund.
Durch die Musiktherapie eröffnen sich neue Blickwinkel auf die Potentiale, die oft verborgen sind. In der Aktion mit Musik können Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen neue Möglichkeiten entdecken und im lustvollen Spiel ihre kreativen und schöpferischen Quellen aufspüren. Hier wird nicht die Beeinträchtigung zum Thema, sondern das Gesunde, Kreative, das spielerische und musikalische Potential. Gerade da, wo freies, intentionales Handeln erschwert ist, kann Musik den Kindern und Jugendlichen neue Erfahrungs- und Erlebniszugänge verschaffen und dadurch neue Entwicklungsschritte anbahnen und bereits begonnene verstärken.
Beate Hesse für die AG Musik